Freitag, 27. Februar 2015

Dresscode

Was sollte er nur anziehen? Barbara wollte ihn heute in "mindestens sauberen Sachen" sehen. Wenn er wollte, könnte er auch in einem Anzug mit Hemd und Krawatte kommen. Er holte den Bügel mit dem Anzug aus seinem Kleiderschrank. Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er ihn an. Entschlossen nickte er und legte den Anzug auf das Bett. Zurück am Schrank nahm er die Bügel mit den zwei einfarbigen Hemden heraus. Kurz verglich er, dann zog er das weiße Hemd an. Was würde Barbara wohl anziehen? fragte er sich. Sollte sie in einem Rock kommen? Er zog sich die Anzughose an, steckte das Hemd hinein, schlüpfte in das Sakko und betrachtete sich im Spiegel. Fühlte er sich wohl? fragte er sich mit der linken Hand in der Tasche. Festlich kam er sich vor. Ob Barbara wohl in einem kleinen, schwarzen kommt? Bei dem Gedanken fiel ihm auf, dass der Stoff einer Anzughose um ein vielfaches dünner und leichter war. als der einer Jeans. Schnell schlüpfte er aus der Hose und in seine Lieblingsjeans. Wieder schaute er sich mit der linken Hand in der Tasche an. Er nickte mit dem Kopf und suchte in der Schublade. Sein Schlips oder die Krawatte vom letzten Weihnachten? war seine Frage. Als er versuchte den obersten Knopf des Hemdes zu schließen, erübrigte sich die Frage.

Freitag, 20. Februar 2015

Naturblond

An jenem Mittwoch hatte er wieder Glück! Zum einen ließ ihn die Bekannte, die ihn am U-Bahnsteig grüßte, alleine fahren, zum anderen sah er bein Einsteigen schon einen freien Sitzplatz. Geschwind nahm er Platz, stellte seine Beine brav nebeneinander und legte seine abgegriffene und ausgebeulte Ledertasche auf den Schoss. Er öffnete die Tasche und holte mit einem Griff den "märkischen Anzeiger" daraus. Zunächst sichtete er die unterschiedlichen, ortsbezogenen Teile. Der Teil mit einem Artikel zu einem Bio-Bauern fand sein Interesse. Nach dem Lesen der Einführung kam ein Studium des Bildes mit einem Bauern neben einem Traktor. Jeden Abschnitt des Artikels schaute er sich kurz an, bevor er mit der Glosse am Rand der Seite fortfuhr. Er atmete hörbar durch die Nase aus und presste die Lippen zusammen, als er diesen Teil zusammen faltete. Sein Blick fiel auf die wartenden Mitreisenden, dann nahm er die Sportseiten des gleichen Bezirks. Die Hallenhandballreportage hatte es ihm angetan, als die Kleine einstieg. Sie fiel ihm zunächst gar nicht auf.

Freitag, 13. Februar 2015

Der Spieler

Welch schmale Hände er doch hat! Das war ihr zweiter, nein ihr dritter Gedanke, der sie überkam, als sie den Mann schräg gegenüber beobachtete. Der erste war die Verblüffung, dass er sie überhaupt nicht wahrzunehmen schien. Hätte sie vielleicht doch mehr Parfüm auftragen sollen? Der zweite war ihr Unbehagen betreffs der Smartphones generell, die doch die Menschen im allgemeinen vereinzeln. Dann erst, als ihr Blick auf den Punkt seines Interesses fiel, bemerkte sie die feinen Hände, mit denen er das Teil bediente. Wie flink die Daumen auf dem Display tanzten, wie zärtlich es gestreichelt wurde. Ihre Mund wurde ein klein wenig breiter, als ihre Augen wieder nach oben zu seinem Gesicht wanderten. Wie jung er doch aussah! Vielleicht war das ja genau der richtige Mann für sie. Ein Mann zum Nest bauen. Zum zusammenbleiben. Ordentlich genug sah er ja aus, seine Schuhe waren geputzt, die Kleidung sauber und ordentlich. Und diese Hände!

Freitag, 6. Februar 2015

Die Mandarinenente

"Hey Moni, was hast Du denn dabei?", fragte sie direkt.
"Das hier? Schick, nicht wahr" Die Angesprochene hob ihre nagelneue Handtasche hoch. Sie nahm mit einem "Ich darf doch mal .." ihrer Freundin die Tasche ab. "Da bist Du aber stolz drauf" kommentierte sie, während sie mit ihrer Hand über das Leder fühlte. Das Schwarze ihrer Augen wurde dabei ein wenig grösser, aber ihre Mundwinkel gingen schnell nach unten und sie sagte "Für mich wäre das ja nichts, ich bleibe lieber bei meiner. Die ist klein und doch passt alles hinen". Sie hielt ihre rötliche Henkeltasche dagegen. "Was hast Du dafür gemacht, war doch bestimmt sauteuer?" fragte sie. Moni erwiderte nur "Gar nichts, wirklich, ist mir zugeflogen" Sie wurde nicht einmal rot dabei.